Herzlich Willkommen bei Notar Tino Welsch

Notar Dirk Pertschy nimmt Abschied

Er war fast ein Vierteljahrhundert der Notar von Beelitz, jetzt tritt er ab und geht in den Ruhestand. Über seine Zeit als Notar hat Dirk Pertschy, von dem hier die Rede ist, eine Menge zu erzählen. Vieles davon klingt anders als das, was im Fernsehen über seinen Berufsstand gesagt und gezeigt wird.

Beelitz Dirk Pertschy muss jedes Mal schmunzeln, wenn er sieht, wie sein Berufsstand im Fernsehen dargestellt wird: „Es ist immer das gleiche – auf dem einen Stuhl die trauernde Witwe, daneben die aufs Erbe lauernden Kinder und davor der Notar, der feierlich das Testament eröffnet. Ich habe das noch nie so erlebt“, sagt er. Seit fast einem Vierteljahrhundert ist Pertschy Notar in Beelitz und hat seither Zehntausende Urkunden ausgefertigt: von Grundstücksübertragungen über gesellschaftsrechtliche Verträge bis hin zu Erbschaftsangelegenheiten.

Ende Februar Umso glücklicher ist Welsch, dass er die Anstellungsreife zum richtigen Zeitpunkt erreicht hat. Aufgewachsen ist der Vater zweier Kinder in Busendorf, in Beelitz besuchte er die Schule. Nach Jura-Studium und dem II. Staatsexamen hatte er als Rechtsanwalt in Berlin gearbeitet. Nach der weiterführenden Ausbildung zum Notar ist er nun beruflich wieder in seiner Heimat angekommen, wo er längst mit seiner jungen Familie lebt.

 

Ab dem 1. März wird Tino Welsch, der sämtliche Akten und laufende Verfahren übernimmt und damit für Kontinuität sorgt, offiziell seine Arbeit aufnehmen und damit zuständig für die Region Beelitz, Seddiner See, Schwielowsee und Michendorf sein. Zur Entscheidung, als Notar zu arbeiten, kann ihn sein Vorgänger nur beglückwünschen: „Der Notar will Streitigkeiten von vornherein ausschließen, während der Anwalt immer schauen muss, wo sich Streitfälle ergeben.“ Und außerdem ist der Beruf, um mit einem weiteren Vorurteil aufzuräumen, alles andere als trocken. Wenn Dirk Pertschy aus seinen ersten Jahren in Beelitz erzählt, bekommt man einen Eindruck von echter Pionierarbeit. 1993 kam er aus dem früheren West-Berlin an die Nieplitz. „Ein halbes Jahrhundert war in Sachen Grundbuchwesen ja nicht viel passiert“, berichtet er. Grundstücke wurden zu DDR-Zeiten in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) gepresst, kaum jemand hat sich danach darum gekümmert. Erst nach 1990 kam vieles hoch, Alteigentumsansprüche waren das Thema schlechthin. Aber auch an Übertragungen bestand großer Bedarf. „Ältere haben Grundstücke an ihre Kinder weitergegeben, weil die Zeiten unsicher schienen“, erzählt Pertschy. Ganz nebenbei mussten auch ein Büro und gute Mitarbeiter gefunden werden.

Das mit den Grundbüchern ist ohnehin eine schwierige Materie – was früher mal unter den Bauern per Handschlag besiegelt wurde, musste später irgendwie nachvollzogen werden. Auch die Personen, die in den Büchern stehen, sind nicht immer leicht zu identifizieren. „Ich hatte mal einen Fall, da hatten die Eigentümer in vier Generationen den gleichen Vor- und Nachnamen – vom Großvater bis zum Urenkel. Versuchen Sie da mal herauszufinden, wer wann wem etwas übertragen hat.“ Immerhin: Vieles konnte Pertschy – wie all seine Amtskollegen – seit der Wende nachbeurkunden und regeln. „Heute läuft das in geordneteren Bahnen, wobei die Bürokratie aber wächst.“ Durch die aktive Rechtsprechung werden auch die Verträge immer länger.

 

Die Genauigkeit trieb aber auch schon in früheren Jahrhunderten Blüten, wie Pertschys Kuriositätensammlung verrät. Darunter ist eine Urkunde von 1827, in der einem Ackerbürger ein Leitungsrecht für sein „Mistpfützenwasser“ über das Nachbargrundstück bestätigt wird. Oder ein Vertrag von 1831, in dem ein Erbpächter verpflichtet wird, „dem jedesmaligen Pfarrer freie Hütung für zwei Kühe ohne Hirtenlohn“ zu gewähren. Einschließlich der „unentgeltlichen Belegung der Kühe durch den Dorfbullen“. Auch mit der Verortung von Grundstücksgrenzen tat man sich manchmal schwer. In einer Urkunde von 1840 wird als Grenze „diejenige gerade Linie“ genannt, „in welche die Mitternachtsseite der Strebepfeiler fällt, welche an dem auf diesem Grundstück errichteten Judentempel angebracht sind“.

Auch heute müssen solche alten Akten manchmal zurate gezogen werden, da sie möglicherweise noch Gültigkeit besitzen. „Zeitlich und räumlich gibt es kaum Grenzen“, sagt Dirk Pertschy. Aber dafür wird ab März sein Nachfolger zuständig sein, der an der Stammadresse der Beelitzer Notar-Kanzlei in der Berliner Straße 8 zu finden ist.

Von Mads Nicolai

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